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Würdige Veranstaltung zur Erinnerung an den 9. November 1938 - Horst Bernhard berichtetet eindrucksvoll / Schülergruppen beteiligt - Beigeordneter Manfred Rippel spricht in der Synagogenruine

Horst BernhardHorst Bernhard (rechts) und Reinhard Strobel, der 2. Vorsitzende des Vorstands des Adolf-Bender-Zentrums.

Eine würdige Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Reichspogromnacht von 1938 und an die Opfer des Nationalsozialismus wurde am vergangenen Donnerstag, 9. November, in der Protestantischen Stadtkirche sowie der Ruine der Synagoge durchgeführt, wo zum Abschluss der Beigeordnete Manfred Rippel sprach. Veranstalter waren die christlichen Kirchen in Hom-burg sowie die Stadt Homburg, beteiligt waren auch Schülerinnen und Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums sowie Homburger Konfirmandinnen und Konfirmanden. Hauptredner war Horst Bernhard, einer der letzten Zeugen, der aus der Zeit des Nationalsozialismus berichten kann.

Mit der Gedenkveranstaltung wurde an das schlimme Geschehen der Reichspogromnacht erinnert werden, als in ganz Deutschland Synagogen geschändet, Wohnungen und Geschäfte jüdischer Bürgerinnen und Bürger verwüstet und in Brand gesteckt wurden. Es folgten Deportation und Ermordung. Auch in Homburg blieben jüdische Familien nicht davon verschont. Stand dieses Gedenken im vergangenen Jahr im Zeichen des Kriegs in der Ukraine, so lag der Schwerpunkt aktuell bei den Angriffen auf Israel und dem Krieg im Gazastreifen.

Pfarrerin Petra Scheidhauer sagte zum Auftakt: „Wir werden nicht aufhören zu mahnen.“ Dazu hob sie hervor, dass das Aufarbeiten der Homburger Geschichte nicht abgeschlossen werden könne, sondern ein Prozess sei, der niemals vorbei sei. Danach führte sie wie in den vergangenen Jahren durch das Gedenken und leitete zu Beiträgen der AG Geschichte und der AG Schule ohne Rassismus des Saarpfalz-Gymnasiums und der Leitung von Matthias Pöhler und Anne Löhrer über. Die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums gingen auf die Ereignisse und Auswirkungen vor, während und nach der Reichspogromnacht auch in Homburg ein und berichteten dann von antisemitischen und rassistischen Anschlägen nach 1945. Dabei wurde auch über die Ermordung des früheren Homburger Lehrers Shlomo Levin und seiner Lebensgefährtin 1980 in Erlangen und den Brandanschlag mit dem Tod von Samuel Yeboah 1991 in Saarlouis berichtet.

Nach dem Vortrag von Horst Bernhard stellte die Konfirmandengruppe Ähnlichkeiten und Unterschiede der Konfirmation und der Bar Mizwa und bzw. Bat Mizwa - die religiöse Mündigkeit von Jungen und Mädchen - anschaulich dar. Zum Abschluss ihres Beitrags wünschten sich die jungen Menschen wieder eine jüdische Gemeinde in Homburg, dann könnten sich alle gegenseitig einladen und gemeinsam die Konfirmation und die Bar und Bat Mizwa feiern.

Anschließend stellte Pfarrerin Scheidhauer den Hauptredner Horst Bernhard, der 1932 geboren wurde, mit seinen Eltern 1935 nach Südfrankreich floh und nach dem Krieg nach Saarbrücken kam, näher vor.

Bevor Bernhard eindrucksvoll von den Lebensumständen seiner Familie in Südfrankreich berichtete, ging Reinhard Strobel, der 2. Vorsitzende des Vorstands des Adolf-Bender-Zentrums, wie er Bernhard dazu brachte, seine Geschichte aufzuschreiben und las einige Passagen davon vor. Horst Bernhard ging auf seine Schulzeit in Südfrankreich ein, schilderte, wie aus Horst für einige Jahre Henri wurde, berichtet von Folter und Tod durch die Gestapo und einer Falle, die Widerstandskämpfern bei einer Beerdigung gestellt wurde, er dabei im Alter von 12 Jahren in eine Schießerei geriet, die mehrere Männer in Gefangenschaft und ins KZ brachte. Beeindruckend war, wie der 91jährige erzählte, was das Leben in der Illegalität mit seiner Familie mach-te, diese über Jahre trennte und wie dennoch versucht wurde, ihm einen regelmäßigen Schulbesuch zu ermöglichen.

Gemeinsam mit Reinhard Strobel besuche er nun Schulen, um Schülerinnen und Schüler vor den Folgen von Faschismus, Rassismus und Antisemitismus zu warnen. Er schloss damit, dass es „keine Kriege mehr geben darf, denn diese führen nur zu Verlieren auf allen Seiten“.

Zwischen den einzelnen Reden und Beiträgen traten der Chor und die Band des Saarpfalz-Gymnasiums unter Leitung von Tanja Rau und Peter Hecker auf. Nach ihrem Schlusswort lud Pfarrerin Scheidhauer die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einem Schweigegang zur ehemaligen Synagoge ein.

Dort erinnerte der Beigeordnete Manfred Rippel zunächst daran, dass die Reichspogromnacht nun 85 Jahre zurückliege, es aber angesichts der aktuellen Kriegshandlungen unmöglich sei, das Gedenken daran in Vergessenheit geraten zu lassen. Vielmehr dankte er auch im Namen von Bürgermeister Michael Forster allen für die Teilnahme an der Veranstaltung und dafür, dass sie damit auch ihre Haltung wider das Vergessen und ihre Solidarität mit Israel bewiesen. Besonders dankte er den beteiligten Schülergruppen, Horst Bernhard für seinen beeindruckenden Bericht und Sandra Schatzmann für ihre Arbeit zur Vorbereitung dieses Gedenkens.

Mit deutlichen Worten ging er darauf ein, dass die derzeitige Gewalt im Gazastreifen durch den Tod unschuldiger Menschen auf beiden Seiten ein Ende des Konflikts nur noch schwieriger machen werde. „Ich kann mir eine friedliche Lösung für Palästina nur vorstellen, wenn sich die dortige Bevölkerung gegen die Terrororganisation Hamas stellt. Wenn es Solidarität mit den Tätern der Hamas und Zustimmung mit deren Terrorakten und ihrer Gewalt gibt, dann haben die Menschen nicht erkannt, wer Täter und wer Opfer ist“, sagte Rippel. Dieses Vorgehen könne kein Aufruf zum Frieden sein, sondern verstärke nur die derzeitige Gewaltspirale.

Um Chancen der Versöhnung zu nutzen und positive Zeichen zu setzen, seien Gedenkveranstaltungen wie diese so wichtig, machte Manfred Rippel zum Abschluss deutlich.

Zum Gedenken waren eigens drei Mitglieder der Familien Hirsch und Levy aus Straßburg angereist, um an der Veranstaltung teilnehmen zu können.

Mit Hans-Josef Britz von der Stadtverwaltung kamen sie an der Ruine der Synagoge ins Gespräch und tauschten sich auch über Familien aus, die auf der Gedenktafel an der Außenfassade der Synagoge aufgeführt sind.

In der SynagogeIn der Synagoge.

Chor des SPGChor des Saarpfalz-Gymnasiums.

AG des SPGArbeitsgemeinschaft des Saarpfalz-Gymnasiums.

Manfred RippelManfred Rippel bei seiner Ansprache in der Synagogen-Ruine zum Abschluss der Gedenkveranstaltung.

Veröffentlicht am: 13.11.2023 | Drucken