Landrat Dr. Theophil Gallo, Prof. Dr. Franz Heinrich und Bürgermeister Michael Forster v. l. n. r.
Vor fünfeinhalb Jahren ist die GEW-Management GmbH gegründet worden mit dem Ziel, im Rahmen eines interkommunalen Modellprojektes ein Gebäude-, Energie- und Trinkwassermanagement des Saarpfalz-Kreises und der Kreisstadt Homburg aufzubauen. Nach Beendigung des offiziellen Modellprojektes, das nun ohne aktuelle Fördermittelunterstützung fortgesetzt werden soll, hat GEW-Geschäftsführer Prof. Dr. Franz Heinrich im Beisein des Aufsichtsratsvorsitzenden Landrat Dr. Theophil Gallo und von Homburgs Bürgermeister Michael Forster, die beide die Gesellschafter der GEW vertreten, den Sachstand und die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt. Geklärt wurde dabei am Mittwoch, 23. März 2022, auch die Frage: Welche Herausforderungen nimmt die GEW für die Zukunft an?
Gründung, Aufgaben, Ziele
Die GEW GmbH wurde am 16. Dezember 2016 von den beiden Gesellschaftern Saarpfalz-Kreis und Kreisstadt Homburg gegründet – je mit 50 Prozent Gesellschaftsanteilen. Die Aufgaben des Unternehmens wurden wie folgt festgelegt: der Aufbau, die Organisation und der Betrieb eines Energie- und Wassermanagements für Liegenschaften der Gesellschafter einschließlich der Beschaffung von Energieerzeugungs- und Energiecontrolling-Anlagen.
Ziel der interkommunalen Zusammenarbeit auf diesen Gebieten ist es, einerseits Synergieeffekte bezüglich Unterhaltungsaufwand und Personal zu erreichen, andererseits Energie- und Trinkwasserkosten einzusparen und die Energieversorgung der Gebäude durch stärkere Verwendung von Erneuerbaren Energien weiterzuentwickeln. Basis hierzu bildet die Trias „Messen – Steuern – Regeln“ verbunden mit einer medienbruchfreien Kommunikation mit der gemeinsamen Leitstelle, die eingerichtet wurde und noch weiterentwickelt wird.
Dies betrifft nicht nur den physikalisch-technischen Bereich, sondern auch den kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen Part.
Grundlagen
Das Projekt steht unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Franz Heinrich. Eingebunden sind drei Mitarbeitende in der Leitstelle, drei IT-Mitarbeitende sowie die Assistenz der Geschäftsführung.
Grundsätzlich ist das Konzept derart angelegt, dass auch die Kundinnen und Kunden ihre Verbrauchswerte online einsehen können, was beispielsweise Schulleitungen für ihre Schulen nutzen. Die zentrale Netzleitstelle, die im Gebäude Forum 3 untergebracht ist, ist zunächst für den Tagschicht-Betrieb ausgelegt; sie wird nach und nach zum 24/7-Betrieb ausgebaut. Das Modellprojekt, das auf drei Jahre angelegt war, wurde ausgestattet mit einem Budget in Höhe von 3,7 Millionen Euro netto, wovon 75 Prozent durch das Land gefördert wurden.
Landrat Dr. Theophil Gallo: Mit der GEW haben wir nunmehr die Chance realisiert, inclusive der Leitstelle eine solitäre und richtungsweisende Struktur aufzubauen. Diese ist die Basis für die sinnvolle Einbindung der Kommunen des Kreises, aber auch für die Unterstützung der laufenden und vielseitigen Vorhaben des Kreises in Sachen Energiemanagement und Klimaschutz. In Summe haben wir ein ebenso umfassendes wie wertvolles Portfolio geschaffen, das es für viele andere einfacher machen wird, die in diesen Bereichen ebenso tätig sind oder erst neu einsteigen.“
Bürgermeister Michael Forster ist von der gemeinsamen Vorgehensweise überzeugt: „Gerade die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig es ist, effizient mit unseren Ressourcen umzugehen. Mit dem Vorgehen, Energie und Wasser einzusparen sowie Strom, da wo es sinnvoll ist, selbst zu erzeugen, sind wir sicherlich auf einem richtigen Weg. Ich bin froh, dass wir auf die Expertise der GEW zurückgreifen können und dankbar für die Unterstützung dieser interkommunalen Kooperation durch die Landesregierung.“
Maßnahmen
Trotz der Pandemie, die zeitliche Verzögerungen verursachte, ist es gelungen, das geplante Maßnahmenpaket zu vollziehen sowie alle beim Zuwendungsgeber angemeldeten Einzelprojekte umzusetzen. Nur wenige begleitende Arbeiten stehen noch aus, die bis Mitte des Jahres abgeschlossen sein sollen.
Zu den Maßnahmen und Projekte zählen u.a.:
• Realisierung der gemeinsamen Leitstelle zur Betriebsführung, Monitoring sowie Auswertung und Reporting; Beschaffung von Hard- und Software; Aufbau eines Data-Warehouses zur Archivierung aller Immobilien und Organisation des Gebäudemanagements
• Anbindung von 51 Destinationen der Kreisverwaltung des Saarpfalz-Kreises (einschließlich der in Trägerschaft befindlichen Schulen) und der Stadtverwaltung Homburg (einschließlich der in Trägerschaft befindlichen Schulen) an die neu errichtete Leitstelle.
• regelmäßige Monitoring-Reports mit Tages-, Wochen-, Monats- sowie Jahres-Energie- und Trinkwasser-Berichten sowie grafische Auswertungen und Vorschlägen zur Verbesserung der Betriebsführung
• technische Teilsanierung des BBZ Homburg sowie der Lambsbachhalle Homburg;
• Erstellung eines Konzeptes zur Integration regenerativer Energien in die Versorgung der Destinationen
• Erstellung von Potenzialanalysen über verfügbare erneuerbare Energien im gesamten Saarpfalz-Kreis (Windkraft, Photovoltaik, Biomasse)
• Einstieg in alternative Antriebe: Beschaffung von Kraftfahrzeugen mit Bio-Methan- und E-Antrieben
• Entwicklung eines smart-energy-Konzeptes zur virtuellen Verknüpfung der Destinationen
• Erarbeitung energetischer Sanierungskonzepte im Bestand: Basic Engineering („Entwurfsplanung“) zur Vorbereitung der anlagenseitigen Sanierung/Ertüchtigung ausgewählter Destinationen
• abschließend selektive TÜV-Abnahme des Systems Leitstelle mit vorgelagerten Sensorik-System
Zur Verfügung steht ab sofort die Leitstelle auch zur Bilanzierung der jeweiligen CO2-Einsparungen aufgrund beispielsweise von Sanierungen, Effizienzerhöhung, Nutzungsmodifikationen, neuerer TGA-Technik, Integration von Stromspeichern, Wärmepumpen und CO2-Optimierung.
Alle Maßnahmen stellen die Plattform und Grundlage für die unmittelbar und dringend zu erstellenden Klimaschutz-Konzepte bzw. -programme mit Zeithorizont 2045 für den Saarpfalz-Kreis und die Kreisstadt Homburg dar.
Die angehörigen Kommunen können im Rahmen eines Kooperationsabkommens auf das Know-how der GEW zurückgreifen.
Alle wesentlichen Eckpfeiler und Planungsprämissen zur Erstellung der Klimaschutzkonzepte sind im Modellprojekt behandelt und auch schon Lösungen angedacht.
Prof. Dr. Franz Heinrich blickt zuversichtlich in die Zukunft: „Die GEW sieht sich in der Lage, auf Basis der vorliegenden Kenntnisse, der Erfahrungen sowie des Team-Know-hows und eines vorgelagerten Basic-Engineering ein umfassendes und vorbildhaftes Modelprojekt passend zu den beiden Gesellschaftern mit den 51 angeschlossenen Destinationen zu realisieren. In die Zukunft gesprochen: Mit einem solchen „Modellprojekt Klimaschutzprogramm Saarpfalz-Kreis und Stadt Homburg“ würde belegt, dass u. a. durch optimierte Flächennutzung in den Destinationen, durch Ausschöpfung aller Effizienzpotenziale, durch die Integration heimischer erneuerbarer Energien sowohl lokal als auch regional, durch Einsatz von Zukunftstechnologien wie Brennstoffzellen/BHKW, durch intelligente Auslegung und Betriebsführung, der Weg von der derzeitigen fossilen Energiewirtschaft innerhalb weniger Jahre in die solare Kreislaufwirtschaft führt und somit die CO2-Ziele erreicht werden können. Parallel dazu kann der Eigenversorgungsgrad bzw. die Autarkie in Richtung 60 bis 70 Prozent gesteigert werden. Einen entsprechenden Förder-Antrag können wir, die GEW gemeinsam mit den beiden Gesellschaftern, zeitnah entwerfen und vorlegen.“
Veröffentlicht am: 24.03.2022 | Drucken