Einladung zu Bürgerfahrten zum 35. und 40. Jubiläum in die Hombuger Partnerstädte
Christine Becker und Landrat Dr. Theophil Gallo (vorne) legten zum 9. November einen Kranz in der Synagogen-Ruine nieder. Mit dabei waren Axel Wagner und Frank Wimmer (Stadtarchiv) sowie Sandra Schatzmann vom Kinder- und Jugendbüro.
Eine würdige Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht vom 9. November 1938, bei der der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wurde, wurde am späten Dienstagnachmittag im Kulturzentrum Saalbau mit etwa 100 teilnehmenden Personen begangen.
Zunächst begrüßte die Pfarrerin Petra Scheidhauer die zahlreichen Gäste. Anschließend bedankte sich Beigeordnete Christine Becker bei allen für ihre Teilnahme und begrüßte besonders die Familie Hirsch. Christine Becker dankte vor allem auch denen, die diesen Gedenktag oft schon seit vielen Jahren organisieren und begleiten. Dazu gehörten in diesem Jahr wieder die christlichen Kirchen in Homburg, das Kinder- und Jugendbüro der Stadt aus dem Amt für Jugend, Senioren und Soziales, Schülerinnen und Schüler der AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums und die Konfirmandengruppe der evangelischen Kirchengemeinde Bruchhof-Sanddorf und werden teilnehmen. Für eine stimmungsvolle und passende musikalische Begleitung sorgte das Saarbrücker Vokalensemble „Choreoso“.
Wie Petra Scheidhauer hob Christine Becker die Bedeutung dieser Gedenkveranstaltungen und die aktive Erinnerung auch an diese Zeiten der deutschen Geschichte hervor. „Da die Zahl der Zeitzeugen von Jahr zu Jahr abnimmt, wird es immer wichtiger, engagierte Menschen zu finden, die sich um die Erinnerung kümmern“, so Christine Becker, die als ein Beispiel die Schülerinnen und Schüler von Matthias Pöhler im Seminarfach Erinnerungsarbeit am Saarpfalz-Gymnasium mit ihrer App „Erinnerungsorte zur NS-Zeit in Homburg“ nannte. Die Schülerinnen und Schüler stellten diese App und ihre Arbeit daran später näher vor. Auch Schulleiter Jürgen Mathieu vom Saarpfalz-Gymnasium begleitete wie Matthias Pöhler die Veranstaltung.
Christine Becker hob weiter hervor, dass Antisemitismus und Hass noch immer weit verbreitet sind und wir uns in der Auseinandersetzung damit nicht selbst im Hass verlieren sollten, weil dieser dazu beitrage, unsere Gesellschaft zu vergiften und das friedliche Zusammenleben zu erschweren. „Zum friedlichen Zusammenleben, ob zwischen Staaten oder Menschen, gehört vielmehr Vertrauen. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und Stärken, Vertrauen in den anderen Menschen, in die Unterschiedlichkeit und die Vielfalt.“ Sie wies auch auf die Fähigkeit zur Versöhnung hin, da diese Frieden ermöglicht. Hass mit Hass bekämpfen zu wollen, setze dagegen eine unmenschliche Spirale in Bewegung.
Der Hauptredner im Saalbau war Roland Paul. Er ist Historiker und ehemaliger Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde in Kaiserslautern. Er trug sehr gründlich recherchiert und teilweise sehr ergreifend die Ereignisse vom November 1938 in der Region vor, schilderte das Schicksal zahlreicher jüdischer Familien und legten einen großen Schwerpunkt auf die Deportationen, vor allem in das südfranzösische in Gurs.
Einen eher aktuellen und unterhaltsamen Ansatz hatte Konfirmandengruppe aus Bruchhof-Sanddorf gewählt. Sie stellte eine ganze Reihe prominenter Schauspieler, Regisseure und Musiker vor, die alle einen oftmals nicht bekannten Bezug zum Judentum haben.
Die Ruine der Synagoge stand an diesem Tag offen, um ein individuellen Gedenken zu ermöglichen. Ein gemeinsamer Schweigemarsch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur Synagogenruine – so wie in den vergangenen Jahren – war aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht möglich gewesen.
Christine Becker hatte dort mittags mit Landrat Dr. Theophil Gallo einen Kranz nieder gelegt. Das Stadtarchiv hatte zur Erläuterung zudem einige Informationsbanner aufgestellt.
Infotafeln des Stadtarchiv und eine Schale mit Steinen.
Veröffentlicht am: 12.11.2021 | Drucken