Landrat Dr. Theophil Gallo (links) und Umweltstaatssekretär Sebastian Thul (rechts) stellten gemeinsam mit Autor Dr. Dieter Dorda dessen Buch „Arten, Biotope und Landschaften im Biosphärenreservat Bliesgau“ vor. Foto: Rosemarie
Was lange gärt wird endlich Buch! Und was für eines! Dr. Dieter Dorda, von Hause aus Geograph und beruflich als Abteilungsleiter verantwortlich für die Bereiche Grünflächen und Umwelt bei der Kreisstadt Homburg, hat mit Unterstützung des saarländischen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz ein Kompendium veröffentlicht, bei dem auf jeder der 280 Seiten seine Liebe zum Bliesgau spürbar wird.
Dorda gilt in Fachkreisen seit vielen Jahren als exzellenter Kenner der Region, kann auf eine Reihe von Fachpublikationen verweisen. „Arten, Biotope und Landschaften im Biosphärenreservat Bliesgau“ ist anders. Dorda bewährt sich hier als populärwissenschaftlicher Autor, spricht mit jedem einzelnen Kapitel eine breite Leserschicht an, die er verständlich mit seinem Wissen neugierig macht und emotionalisiert, statt sie zu erschlagen. Wohl liegt das daran, dass er als gebürtiger Homburger und heimatverbundener Saarpfälzer jeden Quadratmeter zwischen Brenschelbach und Höchen, zwischen Saarbrücken und Zweibrücken in Augenschein genommen und analysiert hat. Mehr aber noch ist es so, dass diese Fläche seine erklärte Lebens-Scholle ist.
Dorda liebt den Bliesgau und lebt für ihn. Früh hat er sich eingebracht, als es darum ging, für die Region den Status Biosphärenreservat zu erhalten. Erst kürzlich hat die UNESCO eine Neubewertung vorgenommen, mit dem Ergebnis: 1A. Grundlage hierfür ist eine Landschaft mit Dutzenden von Biotopformen und einer einzigartigen Artenvielfalt. Hierfür will Dorda seine Leserschaft sensibilisieren. Dabei folgt er jenem Weg, den er bereits 2013 gewählt hatte, als er unter dem Titel „Naturschutz als örtliche Aufgabe“ die Natur und Landschaft auf dem Gebiet der Kreisstadt Homburg beleuchtete. Eine Handreichung für Naturliebende, Verwaltungsleute und politische Entscheider.
Bewusstsein schaffen und vielleicht die Liebe wecken, die notwendig ist, um respektvoll – mit einem Schuss Demut – verantwortlich mit dem Lebensraum umzugehen, ist sein Ansinnen. Dabei geht es ihm nicht nur um Bestandswahrung. Denn der eigentliche Ansatz eines Biosphärenreservates gründet auf der nachhaltigen Fortentwicklung. Doch dazu müssen die Menschen ihre Region kennen. Und da hilft Dorda mit seinem über viele Monaten entstandenen Werk nach.
Vor 15 Jahren hat er schon einmal zusammen mit Olaf Kühne und Volker Wild eine Beschreibung des Bliesgau gewagt. Für ihn selbst war es spannend zu sehen, wie sich die Region unter dem Einfluss zahlreicher Akteure als Biosphärenreservat weiterentwickelt hat. Sein persönliches Fazit erschließt sich darüber, wie er begeistert von seiner Heimat erzählt. Der Bliesgau, das ist für ihn ein Mosaik der Vielfalt. Bei der Buchvorstellung im Haus Lochfeld in Wittersheim, bemühte er dazu das Bild vom „bunt gewürfelten Tuch“, mit dem die schwedische Schriftstellerin Selma Lagerlöf das Empfinden von Nils Holgerson beschrieb, als er mit Wildgänsen nach Lappland flog und die unter ihm vorbeiziehende Landschaft ihn so sehr berauschte. Dieses kleinparzellige, dieser Wechsel von Streuobstwiesen und Halbtrockenrasen, die Moorrelikte und werdenden Urwälder, die Siedlungen und strukturierten Ackerflächen, die Flußauen und mit Pfeifengräsern bestandenen Kuppen, all das gibt der Bliesgaulandschaft eine besondere Note.
Dorda hat punktuell für den Leser Orte ausgewählt, die er als „Anker der Identität“ beschrieben hat. Orte, an denen der Gast und Beobachter das Wesen der Landschaft wortlos erfährt: der Kastellrechswald, das Hetschenbachtal, die Lohe, die Badstube, das Jägersburger Moor, Baumbusch, Birzberg und andere. Er hat Einzigartigkeiten herausgearbeitet und erklärt in seinem Buch die Besonderheiten vorhandener Biotoparten. Dorda lenkt den Blick auf alltägliche Insekten, Vögel und Pflanzen, stellt Neueinwanderer und Gäste vor und bietet dem Leser eine Sammlung von über 350 beeindruckenden Fotos, darunter solche Highlights wie eine frisch geschlüpfte Gottesanbeterin oder eine im Schnee überdauernde Winterlibelle.
Bei der Zusammenstellung der wissenschaftlichen Grundlagen für seine Betrachtung konnte sich Dorda auf die Unterstützung zahlreicher Weggefährten stützen. Mitgeholfen haben Anita Naumann, Ulf Heseler, Volker John, Martin Lemke, Martin Lillig, Rüdiger Mues, Günter Nicklaus, Aloysius Staudt und Peter Steinfeld, die am Abgleich der Datenbestände zu einer Fülle von Arten mitwirkten. Damit kann der Leser sicher sein, dass er eine wirklich in die Zeit passende und verständliche Publikation in Händen hält. Der Leser kann auch sicher sein, dass er es wirklich mit einer der interessantesten Regionen zu tun hat. Beachtlich ist nämlich die Zahl der Publikationen über diesen Landstrich, deren Auflistung alleine 15 Seiten in Anspruch nimmt.
Das gewichtige und wichtige Werk „Arten, Biotope und Landschaften im Biosphärenreservat Bliesgau“ ist beim Landesamt für Vermessung, Geoinformation und Landentwicklung (LVGL) erhältlich oder über den Buchhandel zu beziehen.
Veröffentlicht am: 06.12.2021 | Drucken