Michael Forster hatte die Lacher am Donnerstagabend auf seiner Seite: Nein, die Gewerbesteuer könne er dem Verein „miteinander-füreinander" leider auch dann nicht spenden, wenn Landrat Dr. Theophil Gallo die Kreisumlage für die Stadt Homburg im kommenden Jahr um diesen Betrag senken würde, argumentierte der Bürgermeister schlagfertig.
Vorausgegangen war ein entsprechender launiger Vorschlag von Astrid Klug, der Orgaleiterin des Vereins, die zuvor in einem kompakten Rückblick 30 Jahre Eine-Welt-Laden in Homburg im Zeitraffer präsentiert hatte. Klug hatte, unterlegt mit spannenden Fotos aus den vergangenen 30 Jahren, die Geschichte des Eine-Welt-Ladens - beginnend bei den ersten Ideen in den Jahren 1991 und 1992 - bis ins aktuelle Jahr 2023 erzählt, der seit seinem Umzug aus der Karlsbergstraße in der Saarbrücker Straße beheimatet ist.
Dass sie und der Vereinsvorsitzende Gustl Altherr an diesem Festabend im gut besuchten Siebenpfeiffer-Haus (darunter auch der Beigeordnete Manfred Rippel) dennoch Grund zum Strahlen hatten, lag unter anderem auch an dem Kuvert, das der Homburger Verwaltungschef am Ende seiner Laudatio aus dem Jacket zog.
Wie zuvor bereits der Landrat (und nach dem Bürgermeister dann auch Peter Weichardt von der Fairtrade-Initiative Saarland) lobte der Bürgermeister das Engagement der inzwischen 23 ehrenamtlichen Helferinnen - ursprünglich waren es einmal 30 -, die über drei Jahrzehnte den Eine-Welt-Laden zu einer Erfolgsgeschichte machen. „30 Jahre sind eine lange Zeit, vor allem, wenn es darum geht, so lange am Ball zu bleiben, das Engagement aufrecht zu erhalten und auch immer wieder neue Menschen zu finden, die sich beteiligen und die Ideen und Gedanken des Vereins nicht nur am Leben erhalten, sondern immer wieder neu beleben", betonte der Bürgermeister.
Er sei deshalb sehr dankbar und froh, „dass wir diesen Verein und auch den Eine-Welt-Laden hier bei uns in Homburg haben. Denn zum einen hilft der Laden natürlich, die Idee des Fairen Handelns und der Solidarität deutlich sichtbar zu machen, andererseits ist der Laden auch ein belebendes Element in der Angebotsvielfalt unserer Stadt".
Forster sagte weiter: „In diesen 30 Jahren haben aber nicht nur alle Menschen in Homburg, die sich solidarisch verhalten und engagieren möchten, eine feste Anlaufstelle gefunden, sondern dieses Fachgeschäft des Fairen Handels trägt mit dazu bei, dass Familien in benachteiligten Regionen dieser Erde ein sicheres Einkommen sowie Zugang zu Bildung und Gesundheit bekommen. Darüber hinaus erwirtschaftet der Weltladen bzw. der Trägerverein dank der ehrenamtlichen Arbeit in jedem Jahr einen Gewinn, der stets gespendet wurde und wird. So konnten bereits mehr als 340.000 Euro in Schulen, Waisenhäuser und die gesundheitliche Versorgung investiert werden. Darauf können Sie alle miteinander stolz sein!"
Für den Homburger Verwaltungschef sind die Werte, für die Fairtrade steht, heute wichtiger und unverzichtbarer denn je. „Fairtrade steht schließlich für soziale Herstellungsstandards, umwelt- und ressourcenschonenden Anbau und Lieferketten sowie transparente Mindestpreise. Nachhaltigkeit ist dabei ein ganz wichtiges Stichwort, das bei Fairtrade von Anfang an eine ganz große Rolle gespielt hat und erst in den vergangenen Jahren die Bedeutung erhalten hat, die sie immer schon hätte haben sollen", sagte Forster. Es sei dem Einsatz des Eine-Welt-Ladens zu verdanken, dass der Begriff „Fairtrade“ mitten in unserer Gesellschaft angekommen sei. „Heute legen immer mehr Unternehmer größeren Wert auf fair und nachhaltig hergestellte und gehandelte Produkte und auch bei Konsumentinnen und Konsumenten findet dieser Gedanke zum Glück immer mehr Anklang. Auch dies ist den Initiativen vor Ort zu verdanken", adressierte er seine Wertschätzung an den Verein und das Geburtstagskind.
Mit Blick auf Homburg, seit 2014 Fairtrade-Stadt, sowie den Saarpfalz-Kreis, den dieses Label seit 2015 schmückt, meinte Forster: „Es gibt bei uns viele schöne Projekte, die dazu beitragen, die Gedanken, die hinter dem Fairen Handel stehen, stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen." Er denke hier nur zum Beispiel an „unseren Fairtrade-Markt, der jedes Jahr im Herbst auf dem Marktplatz stattfinde. Ich denke auch an die Fairtrade Rosenaktionen, an fairen Kaffee im Rathaus sowie beim Familien- und Kinderfest, an faire Weinproben, Aktionen in Kitas und an Schulen, an fair gehandelte Schoko-Nikoläuse beim Nikolausmarkt und ähnliche Projekte", zählte Forster auf - und dankt in dem Zusammenhang auch Anke Michalsky und Beate Ruffing, die bei der Stadt bzw. beim Kreis an der Spitze der jeweiligen Steuerungsgruppe stehen.
Forsters Credo: Letztlich gehe es auch darum „die Welt ein bisschen besser zu machen“. Er sagt: „Wir alle haben es in der Hand, bei der Auswahl der Produkte und Dienstleistungen, die wir kaufen und konsumieren, auf gerechte und faire Produktions- und Handelsbedingungen zu achten. Langfristig kann es nicht anders funktionieren, wenn wir wollen, dass Menschen in ihrer Heimat ein gerechtes Auskommen finden und ihnen ein lebenswertes Dasein ermöglicht wird."
Veröffentlicht am: 26.05.2023 | Drucken