Einladung zu Bürgerfahrten zum 35. und 40. Jubiläum in die Hombuger Partnerstädte
Im Beisein des Kulturbeigeordneten Raimund Konrad (links) stellten Historiker Roland Paul aus Kaiserslautern sowie Sabine Graf von der Landeszentrale für politische Bildung Saarland im Stadtarchiv Homburg das Gedenkprojekt „Gurs 1940“ vor. Foto: Bernhard Reichhart/Stadt Homburg
Am 22. Oktober 1940 wurden 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das Internierungslager Gurs am Rand der Pyrenäen deportiert. Aus dem Saarland wurden 134 Menschen verschleppt. Diese Maßnahme ging von Josef Bürckel, Gauleiter Saarpfalz, und Robert Wagner, Gauleiter Baden, aus und sah vor, alle Jüdinnen und Juden aus ihrem Machtbereich zu vertreiben. Daher wurden aufgrund der nach ihnen benannten „Wagner-Bürckel-Aktion“ auch aus dem Saarland 134 zumeist ältere Menschen in das Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen verschleppt.
An sie erinnerte 80 Jahre danach eine Gedenkveranstaltung, die am 22. Oktober 2020 von Sabine Grad von der Landeszentrale für politische Bildung Saarland und dem Historiker Roland Paul aus Kaiserslautern gestaltet wurden. Die ursprünglich in Homburg geplante Premiere der Wanderausstellung „Gurs 1940“ mit insgesamt 26 Infotafeln wurde wegen Corona auf den 8. April 201 verschoben.
Es sei wichtig, „zu mahnen und sich zu bemühen, die Erinnerung an das schreckliche Geschehen wach zu halten“, betonte Kulturbeigeordneter Raimund Konrad in seiner Begrüßung mit Blick auf die Synagoge und die Gedenkstätte mit den Stelen hin: „Sie sind ein beredtes Zeugnis des Holocausts“. Roland Paul, ehemaliger Leiter des Instituts für Pfälzische Landesgeschichte und Volkskunde, hat für die am 22.Oktober 1940 aus der Pfalz deportierten Jüdinnen und Juden die im Departementsarchiv in Pau aufbewahrte Lagerkartei ausgewertet und alle in Gurs internierten Saarländerinnen und Saarländer ermittelt. Seine Recherchen ergaben, dass rund 500 Menschen aus dem Saarland seit 1939 in Gurs interniert waren.
Während Roland Paul detailliert auf die Ereignisse vom 22. Oktober 1940 sowie die Schicksale der deportierten, jüdischen Bevölkerung aus dem Saarland einging, erläuterte Sabine Graf den Hintergrund des Gedenkprojektes. Das habe seinen Ursprung in einer Ländervereinbarung zwischen Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und dem Saarland und in der Arbeit der Gedenkstätte „Haus der Wannseekonferenz“. Gegenstand der besagten Ländervereinbarung sei es zum einen, die Deportierten-Friedhöfe in Gurs und Umgebung aufzuarbeiten, zum anderen eben auch die Konzeption der Ausstellung „Gurs 1940“.
In einem Faltblatt zur genannten Ausstellung sind die Zahlen der schrecklichen Ereignisse nachzulesen. Von den 134 Deportierten starben 30 Menschen in Gurs oder in Nachbarlagern. 74 Menschen wurden in Auschwitz ermordet, wohin sie 1942 verbracht wurden. Nur 30 von ihnen überlebten. Ab Februar 2021soll es Verzeichnis aller bislang wissenschaftlich ermittelten Gurs-Internierten aus dem Saarland geben, so Sabine Graf. Zusätzlich erarbeitet die Klassenstufe 11 des Homburger Saarpfalz-Gymnasiums im Rahmen eines Seminarfachs mit Lehrer Matthias Pöhler derzeit eine App zu Erinnerungsorten in Homburg.
Einen umfangreichen Einblick in die Deportation vom 22. Oktober 1940 gibt es auf der Internetseite http://gurs.saarland
Veröffentlicht am: 23.10.2020 | Drucken