Einladung zu Bürgerfahrten zum 35. und 40. Jubiläum in die Hombuger Partnerstädte
Sowohl die Medizinische Fakultät der Universität des Saarlandes als auch das Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) sehen es als ihre Verpflichtung an, eine Erinnerungskultur an die Zeit des Nationalsozialismus zu entwickeln, die es allen im medizinischen Umfeld Tätigen ermöglicht, sich kritisch mit der deutschen und der saarländischen Vergangenheit auseinanderzusetzen.
Auch sollen daraus Erkenntnisse für gegenwärtige Ethik-Diskussionen in Medizin und Wissenschaft gewonnen, werden. Das betonte Prof. Dr. Wolfgang Reith, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKS, am Dienstag, 22. September 2020, bei der Einweihung der Gedenkstele unter dem Motto „Erinnern – Mahnen – Lernen“ auf dem Historischen Friedhof auf dem Gelände des UKS.
An der Einweihung der Stele nahmen auch Staatssekretär Henrik Eitel, Chef der Staatskanzlei des Saarlandes und Aufsichtsratsvorsitzender UKS, Ulrich Kerle und Wolfgang Klein, der Kaufmännische und der Pflege-Direktor des UKS, Prof. Dr. Mathias Montenarh, als Vertreter des Dekans der Medizinischen Fakultät, Prof. Dr. Michael Menger, sowie Bürgermeister Michael Forster teil. Auch der Historiker Dr. Christoph Braß, der vor rund 30 Jahren auch mit seiner Dissertation die Verstrickungen des Landeskrankenhauses in die ideologische Vorgehensweise während der Nazizeit aufmerksam gemacht hatte, war Gast der würdigen Veranstaltung.
Zunächst gab Prof. Reith einen kurzen Rückblick auf die Vorgänge im Landeskrankenhaus und erinnerte daran, dass von 1935 bis 1939 gemäß historischen Quellen mehr als 2.880 Anträge auf Zwangssterilisation im Saarland gestellt worden waren. Die Mehrzahl wurde im damaligen Landeskrankenhaus Homburg ausgeführt. 1939 wurde, um die Krankenhäuser Merzig und Homburg für die militärische Nutzung frei zu machen, ein Großteil der damals 1.200 bis 1.600 psychiatrischen Patienten in andere Anstalten deportiert und getötet. Für diese Opfer ist die Stele als Ort des Gedenkens gedacht.
Der Ärztliche Direktor wies auch darauf hin, dass viele linientreue Mediziner die furchtbare Politik der Nationalsozialisten umgesetzt hätten. Er betonte die Bedeutung der Stele, die auch zum „Erinnern - Mahnen - Lernen“ beitragen soll.
Auch Staatssekretär Eitel hob hervor, wie wichtig das Erinnern, Mahnen und Lernen sei und dankte allen Menschen, die dazu beigetragen haben, diese Stele aufzustellen, um für die Opfer einen würdigen Ort der Erinnerung zu schaffen. Er sprach auch von der Herausforderung in der Gegenwart, auf die Würde der Menschen zu achten und in der Medizin nicht alles, was machbar sei, auch zu machen.
Prof. Montenarh ging darauf ein, dass man sich bereits in der Vergangenheit mit regelmäßigen Publikationen sowie Vortragsveranstaltungen im Rahmen der Paul-Fritsche-Stiftung Wissenschaftliches Forum um die Aufarbeitung der Vergangenheit gekümmert habe. Die Ethik, gerade auch in der Medizin, sei eine Kontrollinstanz, die damals versagt habe, sagte er. Diese müsse schauen, ob etwas gut ist. Eine solche Ethik sei in der Medizin auch heute wichtig. Prof. Montenarh kündigte an, dass es künftig am UKS ein Seminar mit Dr. Braß zur Geschichte der Medizin geben werde.
Zu Wort kam auch Günter Schott, der über einen Antrag, den er an die Linke im Saarländischen Landtag gestellt hatte, die Gedenkstätte und die weitere Auseinandersetzung mit der Zeit des Nationalsozialismus auf den Weg gebracht hatte.
Anwesend bei der Einweihung war auch der 33 Jahre junge Metallbauer Marc Janzer aus Bexbach, der die Stele aus Cortenstahl geschaffen hat.
Veröffentlicht am: 24.09.2020 | Drucken